Die Top 10 der wichtigsten indischen Götter

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330 Millionen Gött*innen, so sagt man, leben in Indien. Doch die allermeisten von ihnen werden nur in einem einzigen kleinen Tempel angebetet, nur ein kleiner Schrein irgendwo am Wegesrand deutet auf sie hin, im Grossteil des riesigen Landes sind sie aber unbekannt

Einige Götter jedoch sind sehr populär, jeder kennt sie und viele verehren sie. Man weiss wie sie aussehen und kennt ihre Geschichten. Die wichtigsten Götter Indiens werden in vielen Tempeln angebetet, man baut Statuen gross wie Hochhäuser zu ihren Ehren, kleine Figuren von ihnen stehen in den Haushalten, sie haben ihre eigene Feiertage. Die Menschen beten sie an und erhoffen sich Schutz und Glück von ihnen.

Lerne diese wichtigsten und bedeutendsten indischen Götter, die sowohl in der Vergangenheit als auch in der heutigen Zeit eine grosse Rolle spielen, kennen:

10. Brahma

Brahma als der Schöpfergott steht für das Werden.

Nach dem hinduistischen Schöpfungsmythos entschlüpfte Brahma dem kosmischen Goldei Hiranyagarbha, das auf den Wassern des Ur-Ozeans schwamm.

Sein Reittier ist eine Gans. In der Regel wird er mit vier Armen und  vier Köpfen dargestellt, jeder blickt in eine Himmelsrichtung. Seine Münder sind damit beschäftigt die vier Veden des Hinduismus aufzusagen: Rigveda, Samaveda,  Yajurveda und den Atharvaveda.

Brahma als Schöpfergott ist Teil des Trimurti, der höchsten Dreifaltigkeit im Hinduismus: Schöpfung, Erhaltung (Vishnu) und Zerstörung (Shiva). Doch fällt Brahma als „Einzelgott“ im heutigen Indien an Popularität stark hinter seine Kollegen Shiva und Vishnu zurück. Brahma wird nur noch wenig angebetet und es gibt nicht viele Skulpturen oder Bilder, die ihn darstellen. Auch finden sich in Indien nur vereinzelt Tempel zu seinen Ehren, der bekannteste ist noch der Brahma Tempel in Pushkar.

Eine bedeutende Rolle spielt er allerdings bei den Priestern (Brahmanen) und in der hinduistischen Mythologie.

9. Kali

Kali, die Schwarze, ist die Göttin des Todes. Sie ist die dunkle Erscheinungsform der Muttergöttin Parvati, der Gattin des Shiva.

Nach einem hinduistischen Mythos tanzte sie nach einer Schlacht im Blutrausch auf den Gefallenen. Um sie zu stoppen, legte sich Shiva wie tot auf die Erde. Kali in ihrer Entzückung bemerkte es aber nicht und tanzt auch auf ihn herum. Erst als sie realisierte was sie tat, streckte sie aus Scham die Zunge heraus.

Weitere Erkennungszeichen sind das „dritte Auge“ auf der Stirn, ihre 4 bis 10 Arme, die Halskette aus Schädeln, in einer Hand hält sie einen abgeschnittenen Kopf, mit einer anderen fängt sie in der Schale das herausströmende Blut auf. In vielen Darstellungen trägt sie ein totes Kind an ihrem Ohr.

Trotz ihrem düsteren Hintergrund ist Kali eine häufig angebetete Göttin in Indien. Durch ihre zerstörerische Art hilft sie Menschen aus dem Samsara, dem ewigen Kreislauf der Wiedergeburten zu entkommen. Kali ist auch großzügig und erfüllt die Wünsche ihrer Anhänger.

Der Kalighat-Tempel in Kalkutta ist ihr gewidmet. Heutzutage werden dort aber keine Menschen mehr, sondern Ziegen geopfert.

8. Sarasvati

Die hübsche Göttin steht für das Lernen, die Wissenschaft und die Künste aber auch für den Tanz und den Gesang. Aufgrund dieser Eigenschaften ist sie für Schüler und Studenten eine wichtige Göttin. Diese opfern ihr insbesondere vor den entscheidenden Prüfungen. Aber ihr Popularität geht weit über die Gruppe der Lernenden und Intellektuellen hinaus. Sie hat einen eigenen Feiertag, den Vasant Panchami. Er findet jedes Jahr am fünften Tag der hellen Seite des Monats Magha statt.

Als aktiver Part und Kraftgeber ihres Gatten Brahma findet sie häufig Erwähnung in der hinduistischen Literatur.

Sarasvati ist auch außerhalb Indiens bekannt. Im Buddhismus ist sie eine wichtige Göttin und in Japan ist sie eine der 7 Glücksgöttinnen.

Oft wird sie mit 4 Armen dargestellt. Ihre Symbole sind die Vina, ein Saiteninstrument und die Mala, eine Gebetskette. Ihr Reittier ist ein Schwan, manchmal auch eine Gans.

7. Lakshmi

Für das Glück, die Liebe, die Schönheit, die Fruchtbarkeit, die Gesundheit und den Wohlstand steht Lakshmi, die Gattin des Vishnu.

Als einer der 14 Kostbarkeiten ist sie dem Milchozean entstiegen und die ganze Welt freute sich über ihre Geburt.

Oft wird sie mit einer Lotusblume, einer Muschel und einem Topf mit dem Trank Amrita dargestellt. In vielen Darstellungen sitzt sie oder steht sie in einer großen Lotusblume. Diese steht für (wirtschaftliches) Glück, Selbsterkenntnis und geistige Befreiung.

Viele Lieder, Geschichten und Gedichte erzählen von der Göttin.

Der Namen der Göttin findet sich wieder im lateinischen Lux (Licht) und auch im englischen luck (Glück). Denn die in Indien gesprochenen Sprachen sind verwandt mit den europäischen Sprachen in der grossen Indogermanischen Sprachfamilie.

Lakshmis heiliger Tag ist der Donnerstag und ihr ist der dritte Tag des sehr beliebten indischen Lichterfestes gewidmet. Besonders für die Händler und Kaufleute gilt Lakshmi als wichtige Schutzgöttin.

6. Parvati

Parvati stellt mit ihren Eigenschaften wie Liebe zur Familie, Mütterlichkeit, Sanftheit, Fürsorglichkeit und Freundlichkeit die perfekte Ehefrau und Mutter dar. Mit ihren Gatten Shiva und dem Elefantensohn Ganesha bildet sie die ideale hinduistische Familie.

In den Mythen des Hinduismus werden Parvati und Shiva daher als großartiges Liebes- und Elternpaar dargestellt.

Parvati ist eine relativ junge Göttin. Erst seit dem Mittelalter taucht sie in Form von Kunstwerken auf. Dort erscheint sie leicht bekleidet mit schlanker Figur und strammen wohlgeformten Brüsten.  Nicht selten wird sie auch zusammen mit ihren Gatten dargestellt. In neuerer Zeit wird sie häufig mit Shiva und dem kleinen Ganesha in einer Art Familienbild gezeigt.

Ihre Symbole sind unter anderem ein Spiegel und eine Lotusblume. Manchmal trägt sie auch die Insignien Shivas den Dreizack und die Schlange um den Hals in einer zierlicheren Form.

Die Göttin ist auschließlich mit positiven Eigenschaften besetzt. Schlechte Eigenschaften wie Zerstörungswut, Übermut, Ungehorsam und Blutdurst sind an Kali ausgelagert, ihre bekannteste Inkarnation.

Parvati ist ein wichtige indische Gottheit und bildet mit Sarasvati und Lakshmi das weibliche Trimurti. Die indischen Festlichkeiten Teej und  Navratri sind ihr gewidmet. Oft wird ihr auch in den Tempeln Shivas geopfert.

5. Durga

Die bedeutendste weibliche indische Göttin ist Durga, die Göttin der Macht, der Stärke und des Schutzes. Sie gilt als die ursprüngliche Schöpferin des Universums. Andere Eigenschaften, die auch mit Durga in Verbindung gebracht werden: rätselhaft, täuschend und widersprüchlich. Denn einerseits wird sie als furchteinflößende Kriegerin dargestellt, auf der anderen Seite wird ihre Schönheit, ihre Weiblichkeit und Mütterlichkeit herausgestellt

Darstellungen und Figuren der Göttin finden sich in grosser Vielzahl, von den alten Zeiten bis zum heutigen Tag. Im Laufe der Zeit hat Durga immer mehr Arme bekommen. Durga wird häufig vielarmig dargestellt, in modernen Bildnissen meisten 8-18 Arme. Die Arme sind ein Zeichen ihrer Stärke. In jeder ihrer Hände hält sie eine Waffe: Chakra, Bogen, Schwert, Speer, Schlinge, Gada oder die Trishula (Dreizack). Diese totbringenden Waffen sind normalerweise den männlichen Göttern vorenthalten. Ihr Reittier ist ein Löwe oder Tiger. Selbst im Kampf ist ihr Gesicht ruhig und gelassen.

4. Hanuman

Hanuman, der Affengott, steht für Hingabe und Selbstdisziplin, aber auch für Mut und Stärke. Als „eingefleischter Junggeselle“ verkörpert er zudem die Tugend der Enthaltsamkeit

Der Affengott wird mit dem Körper eines athletischen Menschen, aber mit der typischen Schnauze eines Affen dargestellt. Er trägt eine goldene Krone und ist häufig bewaffnet mit einer mächtigen ebenfalls goldenen Gada (einen Streitkolben). An der Brust, nahe seines Herzens, trägt er Amulette vom Rama (einer Inkarnation von Vishnu) oder der Göttin Sita, zentralen Gestalten des Ramayana. Auf manchen Darstellungen reisst er sich sogar die Brust auf und darunter erscheinen Bilder von Rama und Sita.

Schon vor 3500 Jahren wird in indischen, religiösen Texten ein „göttlicher Affe“ erwähnt, im 1. Jahrtausend tauchen die ersten Skulpturen auf. Ab dem Mittelalter und in der Kolonialzeit entwickelt er seine heutige Form und wird zunehmend populär. Besonders in aller neuster Zeit wurde er durch TV-Serien und Bollywood-Produktionen, wo er die Hauptrolle spielt, noch beliebter. Heute ist er einer der populärsten Göttern des Hinduismus. Auch in anderen asiatischen Ländern wie Thailand oder Indonesien ist Hanuman, der Affengott bekannt

Überall in Indien gibt es Schreine, Statuen und Tempel zur Verehrung des Hanuman. In jedem Ramatempel befindet sich auch eine Statue des Affengottes. An seinem Geburtstag, dem Hanuman Jayanti im Frühjahr, bemalen die Gläubigen seine Statuen mit roter Farbe, schmücken sie mit Blumen und lesen sich seine Geschichten aus dem Ramayana vor

3. Ganesha

Ganesha ist auf den ersten Blick gut an seinem Elefantenkopf zu erkennen. Ansonsten zeigt er sich in Darstellungen in unterschiedlichen Posen: Manchmal tanzt er, spielt als kleiner Junge mit seiner Familie, sitzt auf einen Thron oder kämpft heroisch gegen Dämonen.

Nach einem Entstehungsmythos erschuf Parvati ihn aus Lehm um sich zu schützen. Aber ihr Mann Shiva enthauptete ihn bei einer Auseinandersetzung und ersetzte seinen Kopf durch einen Elefantenkopf.

Bereits aus dem 6. Jahrhundert stammen die ersten Statuen, die neben dem Elefantenkopf ein zweites wichtiges Erkennungsmerkmal zeigen: den dicken Bauch. Sein Begleittier ist eine Ratte oder eine Maus, oft  befindet sie sich in seiner Nähe oder er reitet sogar auf ihr.

Ganesha gilt als volksnahe Gottheit, der den Menschen hilft, Hindernisse aus ihrem Leben zu räumen. Der Elefantengott ist in Indien und seine Nachbarländern eine sehr beliebter und häufig angebeteter Gott. Nach Angaben von Wikipedia steht in fast jedem indischen Haushalt eine kleine Ganesha-Figur.

2. Shiva

Shiva übernimmt im Trimurti den Part der Zerstörung.

Er hat 1008 Namen, darunter Mahadeva („großer Gott“) und Bhairava („der Schreckliche). Kennzeichen von Shiva sind das dritte Auge auf der Stirn, die Schlange um seinen Hals und den Dreizack als Waffe.

Die Rolle von Shiva ist doppeldeutig, auf der einen Seite gilt er als bösartig und schrecklich, auf der anderen Seite als verheißungsvoll und wohltätig. Damit wird auch reflektiert, dass die Zerstörung des bisherigen Zustands zugleich der Beginn von etwas Neuen darstellt.

Für die Shivaisten ist Shiva die höchste Gottheit. Da der Shivaismus im heutigen Indien nach dem Vishnuismus die zweite Haupströmung ist, hat Shiva es auf den zweiten Platz der Top 10 der wichtigsten indischen Götter geschafft.

Shiva wird in vielen Tempeln angebetet, seine 12 heiligsten Tempel, die sogenannten Jyotirlingas sind über den ganzen indischen Subkontinent zerstreut. In jedem Monat wird ein Shivaratri, ein Festival zu Ehren Vishnus gefeiert, aber einmal im Jahr zum Frühlingsbeginn findet das Maha Shivaratri („die große Nacht des Shiva“) statt.

1. Vishnu

Der Gott der Erhaltung steht in der Mitte des Trimurti und bewahrt den Moment, nachdem Brahma in erschaffen hat und bevor Shiva ihn zerstören wird.

Vishnu zeigte sich im Laufe der Weltzeitalter in unzähligen Avatares (Inkarnationen). Seine 10 Haupterscheinungsformen werden Dashavatara genannt. Die bekanntesten Dashavataras sind Rama, Krishna und Buddha.

Typische Insignien der hinduistischen Gottheit sind die Chakra (Wurfscheibe), Shanka (Schneckenhorn), Lotsusblume und die Gada (Keule). Auf den Kopf trägt er eine Krone. Sein Reittier ist Garuda, auf dessen Schultern er sich fortbewegt.

Im heutigen Indien ist der Vishnuismus, in der Vishnu als die höchste und allumfassende Gottheit verehrt wird, die populärste Lehre. Daher ist Vishnu in dieser Liste der wichtigste indische Gott.

Einige der ältesten Tempel, die Vishnu gewidmet sind, existieren schon seit der Gupta-Dynastie (320 bis 550 n. Chr). Der ebenfalls Vishnu gewidmete Sri Ranganathaswamy Temple gilt als der größte Tempel Indiens und einer der größten religiösen Zentren weltweit.